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Magistralkirche

Geschichte der Pfarrkirche St. Andreas
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Als ein Eckpfeiler seines Hochstiftes gegenüber dem mächtigen Kloster Fulda plante der Würzburger Bischof Konrad von Querfurt, während seiner nur vierjährigen Amtszeit von 1198 bis 1202 die Stadt Karlstadt nach den modernsten damaligen Vorbildern neu gegründeter und befestigter Städte in der Lombardei. Kirchlich dürfte die Stadt von Anfang an selbständig gewesen sein. Dafür sprechen die erhaltenen Teile der Stadtpfarrkirche St. Andreas, deren Turm dem frühen 13. Jh., also der unmittelbaren Stadtgründungszeit angehört. Seine Dimensionen lassen eine relativ große dazugehörige Kirche annehmen. Von diesem romanischen Gotteshaus sind noch die Westmauer des Langhauses mit dem romanischen Portal, Teile der Vierungspfeiler mit den darauf ruhenden Scheidbogen, der untere Teil der Langhausmauern, sowie die alte Sakristei, heute Taufkapelle, erhalten. Die alte Sakristei war ein abgeschlossener Raum, dessen Untergeschoß nur von innen durch eine kleine Türe vom Altarraum her und dessen Obergeschoß nur vom Dach des Chores aus erreichbar war. Es war demnach hier in der Ecke zwischen Chor und Langhaus ein Turm angefangen und zwei Geschosse hoch aufgeführt. Zur Vollendung kam er jedoch nicht, da man sich vermutlich noch während des Baues entschloss, den jetzigen Westturm zu errichten.. Die Westmauer des Langhauses ist also älter als der Turm. Der Turm ist mit der früher fertiggestellten Westmauer des Langhauses nicht bündig und unterscheidet sich davon auch im Mauerwerk. Dieses besteht aus Bruchsteinmauerwerk in kleinen Schichten mit ausgestrichenen Fugen, während der Turm mit großen Quadern aufgeführt wurde. Erst vom vierten Geschoß ab geht das Quaderwerk im Verband durch. Im Laufe der Zeit geriet die Baumasse des Turmes jedoch immer mehr in Bewegung, tiefe Risse taten sich auf und drohten den Turm zum Einsturz zu bringen. 1955 wurde der spätromanische Turm abgebrochen, die Steine nummeriert und auf dem Kirchplatz gelagert. Mit einem entsprechende Fundament versehen wurde der neue Kirchturm dann in Stahlbeton gefertigt und die wieder verwendbaren, vorher nummerierten Steine, Säulen und sonstigen Architekturteile wieder an ihrem angestammten Platz eingefügt. Die erste offizielle Nachricht über die Existenz der Pfarrei St. Andreas bildet ein Erlass des Bischofs Otto von Wolfskehl vom 26.August 1339. Der Bischof wendet sich an die Rektoren der Kirchen in den Städten des Bistums, darunter auch in Karlstadt, und beschwert sich, dass verschieden Richter des päpstlichen Stuhles Richtersprüche und Urteile verkündigten, wodurch große Verwirrung entstünde.

 

Wohl zu Beginn des 14.Jahrhunderts wurde der Umbau der Kirche im neu aufgekommenen gotischen Baustil in Angriff genommen. Zunächst erfolgte der Bau des Chorraumes. 1386 wurde dann mit dem Bau des Querschiffes begonnen und dies durch eine Inschriftentafel an der Westwand außen mit folgendem Text dokumentiert:

"Im Jahre Gottes des Herrn 1386 war der Überfluss an Wein so groß, dass das Fass für das Fuder Wein 3 Gulden kostete und der Inhalt an Wein 1 Gulden und im gleichen Jahre wurden Reliquien in Maria Sondheim aufgefunden und im gleichen Jahr wurde dieser neue Bau begonnen."

 

Um 1447 stiftete der domkapitelische Amtmann Jörg Voit von Rieneck einen Altar und eine ewige Messe in die Pfarrkirche. Vermutlich war der Platz dieses Altares in der damals im Bau befindlichen Rienecker Kapelle im Nord-Westen der Pfarrkirche. 1477 wurde das Gewölbe der Kapelle, welche als Grablege für mehrere Voite von Rieneck diente, geschlossen. Um 1481 (Jahreszahl am westlichen Pfeiler des nördlichen Seitenschiffes) waren die Pfeiler des Langhauses aufgestellt. 1512/13 wurde das Gewölbe des Langhauses geschlossen. 1583 wurde der Kirchturm um ein Geschoß erhöht; für den Turmhelm stiftete Fürstbischof Julius Echter 30 Eichenstämme aus seinem Privatbesitz. Die ganze Kirche erhielt im Jahre 1614 eine Ausmalung "zum Zierlichsten" durch Meister Wolfgang Ritterlein aus Insbruck. In den Zwickeln der Gewölbeschilde des Langhauses fügte er Strahlenbündel, Blumen und Ranken ein. Das Gewölbe des Chorraumes und des Querschiffes erhielt Blumen und Sternen deren Übermalung durch die jetzige Restaurierung wieder freigelegt wurde. Die Umrahmung der Portale besteht aus marmorierten Säulen und Pilastern, darüber Blumenvasen und gebrochene Segmentgiebel. Nachdem sich die Stadt Karlstadt von den misslichen Folgen des Dreißigjährigen Kriege und dem gewaltigen Hochwasser von 1682 erholt hatte, erfolgte in den Jahren 1682 bis 1685 eine umfangreiche Erneuerung der Pfarrkirche. Karlstadter Künstler schufen Bilder und Altäre von denen der Sebastians- und der Veitsaltar, nach Übertragung in die Spitalkirche um 1880, erhalten geblieben sind. Ebenfalls erhalten blieben drei große Figuren des barocken Hochaltares. St. Andreas. Die Abgüsse der Hl Petrus und Paulus sind auf der Westempore zu finden. Der Kirchenpatron St. Andreas fand bei der Neugestaltung von St. Andreas im Jahr 2000 entsprechende Aufstellung im Altarraum. Die im Bereich des südlichen Seitenschiffes stehende kleine Orgel wurde durch das Hochwasser zerstört. Für die Karlstadter Stadtpfarrkirche fertigten die Orgelmacher Nicolaus Will aus Würzburg und Johann Jobst Schleich aus Lohr eine neue Orgel auf der Westempore. Die einzelnen Pfeifentürme werden von barocken Puttenköpfen umrahmt. Das Schnitzwerk stellt Früchte in paradiesischer Fülle dar. Die Pfeifen im Prospekt sind an den Labien (Öffnungen) mit Gesichtern und Löwenköpfen bemalt. Unter der Amtsführung von Stadtpfarrer Valentin Sauer wurden ab 1877 die barocken Altäre entfernt und mit der Ausgestaltung im neugotischen Stil begonnen. Die farbigen Glasfenster im Chorraum fertigte Franz Xaver Zettler aus München an. Die Herstellung des Hochaltars und der Seitenaltäre, erfolgte ebenso wie die Ausführung von Chorgestühl und Schalldeckel der Kanzel durch die Kunstschreinerei Barth aus Würzburg. In den Jahren 1909 bis 1911 wurde unter Pfarrer Anton Schaab die neue Sakristei über zwei Etagen im Nordwesten an den Chorraum angebaut. Die alte Sakristei mit dem darüber liegenden Stockwerk wurde zum Altarraum und zum Querschiff hin geöffnet und in der alten Schatzkammer ein runder Treppenturm eingestellt. Es erfolgte eine umfangreiche Sanierung des Innenraumes. Zu diesem Zweck gründete sich ein eigener Kirchenrestaurierungsverein unter Vorsitz des späteren Bürgermeisters Josef Fehmel. Dabei wurden früher übermalte Fresken von den Malern Wiedl aus Nürnberg und Haggenmüller aus Regensburg wieder freigelegt. Im Zusammen- wirken mit der Stadtgemeinde wurde durch Pfarrer Friedrich Borst die alte Sakristei 1925 als offizielle Gedenkstätte der Stadt Karlstadt für die Gefallenen des 1. Weltkrieges hergerichtet. Die Figur des Stadtpatrons St. Georg fertigte der Bildhauer Heinz Schiestl aus Würzburg. Das Holz hierzu und für den Altar stiftete der jüdische Sägewerksbesitzer Ludwig Bärmann. Im Herbst 1927 erhielt die Pfarrkirche elektrisches Licht. Im März 1930 trat Eduard Engelmann aus Würzburg das Amt des Stadtpfarrers in Karlstadt an. Sehr um die musikalische Begleitung der Gottesdienste bemüht, sah Pfarrer Engelmann als eine der vordringlichsten Aufgaben die Generalsanierung der Orgel von 1684 an. Genau 250 Jahre nach ihrer ersten Indienststellung erhielt die Barockorgel ein neues Werk durch die Orgelbaufirma Siemann aus München. Im Juni 1934 erfolgte die feierliche Einweihung der Orgel. Als ein weiterer Meilenstein in der Baugeschichte der Pfarrkirche darf sicher auch der Einbau einer Warmluftheizung mit Koksbefeuerung im Jahre 1936 angesehen werden. In der schweren Zeit nach dem 2.Weltkrieg trat Pfarrer Paul Steinert aus Würzburg sein Amt in Karlstadt an. Eine Vielzahl baulicher Aufgaben galt es zu bewältigen. Es begann mit Neugestaltung des Hochaltares und der Seitenaltäre in St. Andreas in den Jahren 1950 und 1951. Es folgten Abbruch und Wiederaufbau des Kirchturms in den Jahren 1955/56. Der Neubau des Pfarrheimes St. Maria konnte im Februar 1958 eingeweiht werden. 1963 erhielt die Kirche eine neue Ölheizung, die Bänke wurden erneuert und die Sanierung der Spitalkirche St. Jakobus folgte. Nach den Richtlinien des 2. Vatikanischen Konzils erfolgte 1969/70 die Umgestaltung des Chorraumes und die Errichtung eines Zelebrationsaltares. Ab 1.Oktober 1997 war Klaus-Dieter Beißwenger aus Brilon Stadtpfarrer von St. Andreas. Nachdem Heizung, elektrische Leitungen und Lautsprecheranlage defekt waren, befassten sich die Kirchenverwaltung und der Pfarrgemeinderat mit der Planung und Durchführung einer umfangreichen Sanierung und Umgestaltung der Kirche, die nach rund einjähriger Bauzeit mit der Weihe des neugestalteten Altares am 1.Oktober 2000 ihren Abschluss gefunden hatte. Von April 2009 bis November 2014 war Dr. Mariusz Falk Stadtpfarrer von St. Andreas. Im Herbst 2014 wurde durch das Engagement von Manfred Goldkuhle die Orgel um spanische Trompeten erweitert. Seit Januar 2015 ist nach nur kurzer Vakanz Simon Mayer Stadtpfarrer von St. Andreas.


 

Georg Büttner, Pfarrarchivpfleger – Mai 2012
Quellen: Pfarrarchiv St. Andreas; Die Kunstdenkmäler Bayerns, Aufzeichnungen: Franz Schwarz, Stadtarchivpfleger + 1978
Karlstadt – Geschichte einer Stadt in Franken – Werner Zapotetzky + 1999
Link zur Pfarrei St. Andreas in Karlstadt

 

 

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